Titelbild Osteuropa 8/2004

Aus Osteuropa 8/2004

Ernteausfall
Die wichtigsten russischen Romane 2003 ohne Literaturpreis

Karlheinz Kasper

Abstract

Drei Romane fanden im vergangenen Jahr bei den russischen Lesern und Kritikern eine besonders starke Resonanz. Dmitrij Bykovs /Orfografija /wurde als indirekte polemische Auseinandersetzung mit dem Thema „Intelligenz und Imperium“ gelesen, Viktor Pelevins /Čisla /als „homerische Tragifarce“ und soziale Satire auf das postsowjetische Rußland verstanden, Andrej Volos’ /Maskavskaja Mekka/ als anti-utopische satirische Phantasmagorie interpretiert. Bei der Vergabe der großen Literaturpreise blieben alle drei unberücksichtigt. Wieder einmal hat sich die gelenkte Ablehnung „ideologischer“ Romane durchgesetzt, die durch den Rückgriff auf geschichtliche Analogien oder den Einsatz von Ironie und Satire widerspruchsvolle Themen von politischer Brisanz aufgreifen und gesellschaftliche Tabus unterlaufen.

(Osteuropa 8/2004, S. 97–143)