Repressionsindolenz
Politische Kultur und autoritäre Herrschaft in Russland
Abstract in English
Abstract
Russlands Gesellschaft ist von einer tiefen Schizophrenie geprägt. Auf der einen Seite sehen viele Bürger den Staat und das herrschende Regime sehr kritisch. Auf der anderen Seite unterstützen sie dieses Regime und dulden die Repression von freier Meinungsäußerung und politischer Opposition. Diese Spaltung ist Ausdruck einer über Jahrhunderte entstandenen politischen Kultur, in der Widerstand gegen den Staat als zwecklos gilt. Eine solche Untertanenkultur muss aber keineswegs für immer bestehen. Allerdings haben die herrschenden Eliten ein Interesse an ihrer Erhaltung. Seit 2011 dennoch eine Protestbewegung entstanden ist, reagiert das Regime massiv: mit simulierten Reformen, vor allem aber mit erheblich verschärften Repressionen sowie einer Mobilisierung durch Propaganda. Angst und demonstrative Loyalitätsbekundungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Legitimität des Regimes geschwunden ist.
(Osteuropa 8/2014, S. 113120)