Erinnerungskonflikte
Gedenkpolitik im postsowjetischen Charkiv
Abstract in English
Abstract
Das ostukrainische Charkiv war Anfang 2014 Schauplatz heftiger Zusammenstöße zwischen prorussischen und proukrainischen Gruppierungen. Die politische Polarisierung macht die Stadt zu einer bevorzugten Zielscheibe für Russlands hybriden Krieg. Ein Blick auf die Hintergründe der Spannungen zeigt, wie wichtig die historische Erinnerung für das heutige Selbstverständnis der Stadt bleibt. Zahlreiche Konflikte in Charkiv drehen sich um konkurrierende Geschichtsbilder. Sie sind politisch instrumentalisierbar. Trotz der lokalen Qualität dieser „Erinnerungskriege“ spiegelt sich darin auch das angespannte Verhältnis zwischen Peripherie und Zentrum. In Erinnerungskriegen gibt es keine Gewinner. Entscheidend ist nicht, wer die Oberhand über die lokale oder nationale historische Erinnerung behält, sondern wie das Land aus der Polarisierung heraus- und zu einem Dialog zurückfindet.
(Osteuropa 4/2015, S. 153171)